Auf der Suche nach einem stimmigen Namen für meinen Blog habe ich mich eher treiben lassen. Meist kommen mir die besten Ideen, wenn ich gerade gar nicht darüber nachdenke und plötzlich schießt mir ein Gedanke in den Kopf. Und der lässt mich dann manchmal gar nicht mehr los.
So ähnlich hat es hier auch angefangen. Irgendwie kam mir der Gedanke, dass uns Frauen immer vorgemacht wird, wir müssten perfekt sein.
Immer fröhliche, liebende Mütter, perfekte Hausfrauen, Köchinnen und Bäckerinnen, sexy Liebhaberinnen, liebende Ehefrauen, die nebenbei auch noch eine tolle Karriere hinlegen.
Mal ganz ehrlich – wer in aller Welt kann das schaffen???
Ich bin weit davon entfernt. Und ich kenne auch niemanden der so ist.
Will ich eigentlich jemanden kennen der so ist?? Uh, das wäre sicher beängstigend.

Und dennoch. Tagtäglich wird uns im Fernsehen, Social Media, Zeitschriften etc. vorgegaukelt es gäbe tatsächlich solche Menschen oder besser Superfrauen.
Solche, die nach dem 3. Kind innerhalb 2 Wochen wieder aussähen, als hätten sie nie auch nur ein Kind zur Welt gebracht.
Die morgens schon perfekt geschminkt aus dem Bett steigen, die erfolgreich und immer ausgeglichen und glücklich sind.
Und wir alle fühlen uns schlecht, weil wir eben nicht so sind.
Da will ich nicht mitmachen.
Niemand ist perfekt. Und das ist auch gut so.
Was heißt eigentlich "perfekt"?
Als erstes steht da im Duden: „frei von Mängeln, vollkommen“. Puh…
Frei von Mängeln? Na, ich weiß nicht… heißt also fehlerfrei sein, keine Fehler machen dürfen. Und die machen wir ja alle, immer wieder. Muss auch so sein, denn sonst würden wir auch gar nichts lernen. Keine Erfahrungen sammeln. Wir wüssten nicht, was gut funktioniert und was nicht so gut klappt. Wir würden uns nicht weiterentwickeln.
Gut, wären wir fehlerfrei, so müssten wir bereits so auf die Welt kommen. Das ist echt schwer vorstellbar. Gerade in der Entwicklung als Kind lernen wir so vieles durch trial and error. Und es wäre doch sehr seltsam, wenn ein Baby bereits alles wüsste. Wozu dann dieses Leben? Wir sind doch hier um Erfahrungen zu sammeln, Dinge zu erleben, zu lernen. Was würden wir dann nur tun? Was macht man den ganzen Tag, wenn man vollkommen ist?
Fällt Dir was ein?

Als nächstes steht da „endgültig, abgemacht, nicht mehr änderbar“. Woaah... noch schlimmer.
Nicht mehr änderbar. Festgefahren. So wie es ist, so ist es. Kein Schritt nach links, keiner nach rechts, denn wir sind ja perfekt.
Ob wir dann wüssten, dass wir perfekt sind, wenn wir perfekt sind?
Wir würden uns nicht anpassen können, denn wir sind ja perfekt. Aber wäre es die Welt um uns herum auch? Oder würden wir unglücklich werden, weil keiner mehr mit uns zusammen sein will. Die Anderen sind vielleicht nicht so perfekt wie wir.
Wer will etwas mit jemandem unternehmen oder befreundet sein, der endgültig ist, nicht mehr zu ändern, frei von Mängeln?
Ich denke es wäre eine sehr, sehr anstrengende Freundschaft.
Und jetzt mal ehrlich - möchtest Du „perfekt“ sein? Frei von Mängeln, nicht mehr änderbar?
Ich eigentlich nicht.
Was macht uns Menschen aus?
Denn genau das ist es doch, was uns einzigartig macht. Die kleinen „Mängel“ und Unvollkommenheiten. Wir lieben unseren Partner doch auch, weil er uns manchmal zur Weißglut treibt.
Wir finden die kleine Zahnlücke bei unserer besten Freundin einfach unfassbar süß.
Unser Kind hat Wutanfälle, brüllt die ganze Nacht – kein Problem – wir lieben es aus vollstem Herzen – trotzdem.
Wir finden es toll, wenn andere nicht gerade perfekt sind, aber dennoch mutig in die Welt treten und sich zeigen.
Mit uns selbst gehen wir da schon härter ins Gericht. Uns selbst gestehen wir nicht, wie unserer besten Freundin, Fehler zu. Wir verzeihen uns selbst niemals so schnell, wie wir anderen verzeihen. Wir haben an uns selbst viel höhere Ansprüche als an die Anderen. Bei Freunden und Bekannten wissen wir auch ganz viele gute Ratschläge. „Mach doch mal Pause.“, „Gönn Dir doch auch mal was.“, „Es kommt doch nicht auf Äußerlichkeiten an.“, „Es ist nicht schlimm, mal einen Fehler zu machen.“.
Das scheint aber häufig nicht für uns zu gelten.
Zumindest kenne ich das von mir. Bei anderen bin ich sehr viel lockerer und entspannter im Umgang mit Fehlschlägen als mit mir selbst. Geht es Dir auch so?
Sofort beginnt die Stimme im Kopf. „Du kannst das eh nicht.“, „Siehst Du, war ja klar, dass Du das nicht hinbekommst.“, „Du darfst Dir jetzt keinen Fehler erlauben.“, „Triff jetzt bloß keine falsche Entscheidung.“.
Und so weiter, und so weiter…

Komisch oder?
Unser Ego lässt uns da manchmal echt mies zu uns sein.
Vielleicht denkst Du in Zukunft ab und zu mal darüber nach, wenn die Stimme in Deinem Kopf wieder los schnattert. Das sind nur Deine Gedanken.
DU bist NICHT Deine Gedanken. Du bist auch nicht Deine Gefühle. Niemand kann Gefühle oder Gedanken in Dich hinein machen.
Du bist selbst verantwortlich für das was Du denkst und fühlst.

Wir Menschen sind hier auf der Welt, um Erfahrungen zu machen, um Beziehungen zu erleben. Vielleicht auch, um eine bestimmte Mission zu erfüllen.
Mit jeder Entscheidung, die Du triffst, kannst Du eine neue Erfahrung erleben. Du kannst Dich weiter entwickeln, wachsen, weiser werden, Dinge begreifen.
Du kannst also keine falsche Entscheidung treffen, denn jede Entscheidung gibt Dir die Möglichkeit zu erfahren und zu lernen, zu wachsen und neue Entscheidungen zu treffen.
Auch, wenn es vielleicht eine negative Erfahrung ist, die du erlebst. Du entscheidest, wie Du damit umgehst und Du entscheidest, was Du daraus machen willst. Kopf in den Sand und Dich auf ewig verurteilen oder aufstehen, lernen, wachsen und neu entscheiden.
Und genau deshalb ist es erstrebenswert nicht perfekt zu sein
Wenn wir alles schon wüssten, alles schon erfahren hätten, alles Wissen in uns aufgesaugt hätten, den perfekten Körper hätten, keine Fehler mehr machen müssten.
Was in aller Welt wollen wir dann hier?
Was wäre unsere Aufgabe, unser Learning auf dieser wunderschönen Welt?
Wären wir dann nicht im Himmel, oder im Paradies, oder wie auch immer Du es nennst, besser aufgehoben. Wozu dann das alles?
Also, lasst uns nachsichtiger mit uns sein. Verzeihen wir uns selbst. Alles. Immer. JETZT.
Liebe Dich selbst für Deine kleinen Fehler, deine Eigenheiten. Liebe Dich selbst für das was Andere an Dir lieben.
Freue Dich über jeden „Fehler“ den Du machst, denn er bringt Dich weiter. Er lässt Dich erfahren, wachsen. Und so, gibt es eigentlich keine „Fehler“ – zumindest nicht in dem Sinne, wie wir das meistens definieren. Es sind nur Schritte auf deinem Lebensweg.
Liebe Dich selbst, denn so kannst Du auch Liebe weitergeben.
Sei achtsam mit Dir und im Umgang mit anderen. Und verzeih auch Ihnen. Denn auch sie wollen ihre Erfahrung in der Welt machen dürfen.
Gerade Entspannungsmethoden können Dir hier helfen. Zu Dir zu kommen, dich wahrzunehmen, gelassener zu werden und Achtsamkeit in deinen Alltag einzubauen.
Übernimm Verantwortung für Dich selbst und Dein Leben, trau Dich, sei mutig, geh durch Deine Angst, staune, probiere Dich aus und erlebe mal wieder ein Abenteuer.
Wie gut also, dass wir nicht perfekt sind und das auch gar nicht erstrebenswert ist.

Perfectly Imperfect – der perfekte Name für meinen Blog. ;-)
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Annette Bernjus (Mittwoch, 18 April 2018 06:57)
Liebe Diana, sooo wahr.
Und dann ist Perfektionismus auch noch die beste Möglichkeit einen Burnout zu bekommen...
Wenn man das nicht möchte, sollte man deine Worte genau lesen.
Entspannte Grüße Annette